Allvater waltet, Alfen verstehn,
Wanen wißen, Nornen weisen,
Iwidie nährt, Menschen dulden,
Thursen erwarten, Walküren trachten.
Die Asen ahnten übles Verhängnis,
Verwirrt von widrigen Winken der Seherin.
Urda sollte Odhrärir bewachen,
Wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren.
Auf hub sich Hugin den Himmel zu suchen;
Unheil fürchteten die Asen, verweil er.
Thrains Ausspruch ist schwerer Traum,
Dunkler Traum ist Dains Ausspruch.
Den Zwergen schwindet die Stärke. Die Himmel
Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.
Alswidr läßt sie oftmals sinken,
Oft die sinkenden hebt er aber empor.
Nirgend haftet Sonne noch Erde,
Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
In Mimirs klarer Quelle versiecht
Die Weisheit der Männer. Wißt ihr was das bedeutet?
Im Thale weilt die vorwißende Göttin
Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
Alfengeschlechtern Idun genannt,
Die Jüngste von Iwalts ältern Kindern.
Schwer erträgt sie dieß Niedersinken
Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
An heitere Wohnung gewöhnt so lange.
Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.
Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
Was sie wiße von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten Loptr und Bragi.
Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
Die Herscher und Hüter der Himmelswelt.
Odhin spähte von Hlidskialfs Sitz
Und wandte weit hinweg die Zeugen.
Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
Ob von den Asen und ihren Geschicken
Unten im Hause der Hel sie wüsten
Anfang und Dauer und endlichen Tod.
Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sies:
Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut.
Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts,
Mühsam verhehlt, und netzten die Hände.
Wie schlafbetäubt erschien den Göttern
Die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.
Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten;
Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.
Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,
Der Hüter von Herians gellendem Horn.
Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter;
Als Wächter der Schönen blieb Odhins Skalde.
Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte,
Beide von Forniots Freunden getragen.
Eintraten sie itzt und grüßten die Asen,
Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal.
Sie wünschten dem Odhin, dem seligsten Asen,
Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen,
Bei Allvater ewiger Ehren genießend.
Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke vertheilt,
Von Sährimnir speisend saßen die Götter.
Skögul schenkte in Hnikars Schalen
Den Meth und maß ihn aus Mimirs Horn.
Mancherlei fragten über dem Male
Den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki,
Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau –
Bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.
Übel, sagten sie, sei es ergangen,
Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen ließe der Rath sich,
Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.
Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:
„Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß.
Bis Morgen bedenke Wer es vermag
Glücklichen Rath den Göttern zu finden.“
Über die Wege von Walis Mutter
Nieder sank die Nahrung Fenrirs.
Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend
Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr.
Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar
Des reifkalten Riesen dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.
Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme,
Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott.
Ohnmacht befällt sie in der eisigen Nachtluft,
Die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.
Da trieb aus dem Thore wieder der Tag
Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;
Weit über Mannheim glänzte die Mähne:
Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.
Am nördlichen Rand der nährenden Erde
Unter der Urbaums äußerste Wurzel
Gingen zur Ruhe Gygien und Thursen,
Gespenster, Zwerge und Schwarzalfen.
Auf standen die Herscher und die Alfenbestralerin;
Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim.
Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan,
Der Hornbläser, zu den Himmelsbergen.